"One size fits all" gilt nicht beim Impfen...

Impfempfehlungen wie die der STIKO setzen gedanklich voraus, dass erstens alle empfohlenen Impfungen bei allen Menschen der Zielgruppe gleich sinnvoll und zweitens auch gleich wirksam sind.

Bei den Impf-Nebenwirkungen haben die Arbeiten von Peter Aaby gezeigt, dass speziell bei den Nicht-spezifischen Effekten (NSE) teilweise deutliche Unterschiede zwischen geimpften Jungen und geimpften Mädchen bestehen.

Bei der Immunogenität der Impfstoffe (viel zu oft vereinfachend mit deren Wirksamkeit gleichgesetzt) zeigte jetzt eine Studie aus Texas, dass nicht nur das Geschlecht, sondern z.B. auch eine eventuelle ernährungsbedingte Arsenbelastung (die in vielen Ländern ein relevantes Problem darstellt) oder ein Folsäuremangel die Höhe der Impftiter nach Masernimpfung signifikant beeinflusst:

Die Antikörpertiter waren bei Jungen mit erhöhter Arsenbelastung und gleichzeitig erniedrigten Folsäurespiegeln signifikant geringer - bei hohen Folatspiegeln ließ sich dieser Zusammenhang nicht herstellen, ebenso wenig bei Mädchen, unabhängig von der Folsäureversorgung.

Die negativen Auswirkungen der Arsenbelastung auf z.B. den Impfeffekt nach Masernimpfung stützen andere Befunde, die ebenfalls eine erhöhte Toxizität von Arsen für Jungen fanden, wobei diese zumindest beim Impfen durch eine ausreichende Folsäurezufuhr kompensiert werden kann.

Dies ist natürlich kein Plädoyer für eine Bestimmung von Arsen und oder Folsäure vor jeder Masernimpfung - es ist aber sehr wohl ein weiterer Beweis dafür, wie wenig wir von der Komplexität der immunologischen Zusammenhänge beim Impfen wirklich verstanden haben. Und es ist ein weiteres Argument für ein individuelles Vorgehen beim Impfen - sowohl bei der Impfempfehlung, als vor allem auch bei der Impfentscheidung.