Effektivität
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Mit modernen Impfstoffen > 90% - die WHO geht von einer Effektivität von über 95% schon bei einer Impfung aus (WHO 2015) - auch die aktuelle Ausgabe der "Bibel der Impfologie" - Vaccines - geht von ausreichendem Schutz schon nach einer Impfung aus (Reef 2018).
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Die Dauer des Impfschutzes ist dennoch fragwürdig: selbst bei einer Impfung erst im Alter von 13 Jahren wiesen in einer aktuellen Untersuchung mehr als zehn Prozent der untersuchten Frauen im Alter von 19 – 22 Jahren keine als schützend angesehenen Antikörperspiegel mehr auf (Wysokinska 2004).
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Und etwas ältere Untersuchungen (mit dem auch heute noch verwendeten Impfvirus-Stamm RA 27/3) weisen klar ein "sekundäres Impfversagen" der Rötelnimpfung nach: 5 Jahre nach der initial erfolgreichen Impfung steckten sich 10% der geimpften Mädchen im Rahmen einer Epidemie wieder an, erkrankten dann aber ohne Symptome (Cusi 1993) ... dadurch ist auch die bei der Röteln-Impfung immer wieder betonte Herdenimmunität (Impfung auch für Jungen, um Schwangere zu schützen) stark in Frage gestellt.
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Somit ist die Situation hier widersprüchlich - auf der einen Seite gehen wir davon aus, dass nur eine Rötelnimpfung ausreichenden Schutz gewährt (Reef 2018), können auf der anderen Seite aber ein klinisch relevantes Nachlassen der Immunität schon nach wenigen Jahren zweifelsfrei nachweisen (Wysokinska 2004, Cusi 1993) und finden deutliche Anhaltspunkte dafür, dass sogar eine dritte (!) Rötelnimpfung im frühen Erwachsenenalter die Immunität noch einmal verbessert (Siira 2018) und zu dem Zeitpunkt (noch/wieder??) nicht immune Frauen einen Schutz entwickeln.
Nebenwirkungen
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Hauptnebenwirkung der Rötelnimpfung ist eine akute, aber auch eine chronische Gelenkentzündung (Geier 2002, Tingle 1996). Sie tritt auf bei
- bis zu 20% aller Frauen (Fulginiti 1976)
- 25% bei Frauen in den 20ern, 50% der Frauen zwischen 25 und 33 Jahren (Swarzt 1971)
- 46% bei Frauen über 25 Jahren (Weibel 1972)
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Es sind mehrere Fälle von Entzündungen der vorderen Augenabschnitte mit Linsentrübung nach der Röteln/MMR-Impfung beschrieben - hierfür wird die Röteln-Komponente angeschuldigt, weil im Kammerwasser der betroffenen Patienten rötelnspezifische Antikörper nachgewiesen werden konnten (Ferrine 2013) - dies erinnert daran, dass auch bei der verhängnisvollen Auswirkung von Röteln im ersten Schwangerschaftsdrittel bei den geschädigten Kindern oft die Augen(linsen) betroffen sind.
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Thrombopenien (Bartos 1972)
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Selten wurden Enzephalitis, Meningitis, Guillain-Barré-Syndrom, Neuropathien (0,1 - 2,2/1000 Impfdosen Schaffner 1974, Cusi 1999) beschrieben.
Literatur
Bartos HR. NY State J of Med. 1972; 72:499.
Cusi MG. J Neurovirol 1999 Apr;5(2):209-14
Cusi MG. 1993. Archives of Virology. 129(1–4):337–40
Ferrini W. Pediatrics. 2013 Oct;132(4):e1035-8. doi: 10.1542/peds.2012-2930. Epub 2013 Sep 2.
Geier DA. Clin Exp Rheumatol. 2002 Nov-Dec;20(6):767-71.
Fulginiti VA. Current Problems in Pediatrics. 1976; 6:6-16.
Reef SE. 2018. Rubella Vaccines. Plotkin SA. 2018. Plotkin’s Vaccines. Philadelphia: Elsevier. 7th ed.
Schaffner W. Am J of Dis of Child 1974;127:684-688
Siira L. 2018. Human Vaccines & Immunotherapeutics, pp. 1–6
Swartz TA. Am J of Epid 1971; 94:246-251
Tingle AJ. Lancet 1996; 349:1277-1281.
Weibel RE. JAMA 1972; 222: 805-807
WHO. Recommendations for routine immunization. (Abruf 20.02.2016)
Wysokinska T. Vaccine. 2004 May 7;22(15-16):1899-902.