• Die Mumpsimpfung ist, selbst wenn sie zweimal durchgeführt wird,  ausgesprochen schlecht wirksam.

    • dabei wird - anders als z.B. bei der Masernimpfung - die Wirksamkeit durch eine Zweitimpfung relativ gesehen verbessert (Yin 2022), bleibt aber dennoch unbefriedigend.

  • In einer Übersicht der in der Regel sehr impfaffinen deutschen Fachzeitschrift Kinder- und Jugendarzt heißt es lapidar: "Die durch die Mumps-Erkrankung induzierte Immunität wird als dauerhaft und lebenslang angesehen. Dies kann für die zweifach als MMR-Impfung durchgeführte Immunisierung gegen Mumps nicht angenommen werden. [...] Mehrfache Ausbrüche in unterschiedlichen Ländern lassen Zweifel am ausreichenden Impfschutz aufkommen" (Hower 2011):

    • Für den in Deutschland verwendeten Mumps-Impfstamm "Jeryl Lynn" errechnet eine Metaanalyse der renommierten Cochrane-Collaboration eine Wirksamkeit von 72% für zumindest eine Impfung, auch nach zwei Impfdosen liegt die Wirksamkeit im Sinne einer relativen Risikoreduktion mit 86% unter 90% (Di Pietratonj 2021, Lam 2020).

    • Bei einem der größten Ausbrüche in den USA 2006 mit über 6500 Erkrankten waren mehr als 60%, bei einem weiteren in den Jahren 2009/2010 75% der Erkrankten zweimal geimpft (RKI 2013, CDC 2010). Bei der Altersgruppe mit der höchsten Inzidenz im Rahmen der Epidemien (den 18 bis 24-Jährigen) waren 84% (!) der Erkrankten (Dayan 2008), beim letzten großen Ausbruch 2015 sogar 89% (!!) der Erkrankten mindestens zweimal, teilweise (16%) dreimal geimpft (Albertson 2016).

    • Der beim 2015er-Ausbruch untersuchte Schutzeffekt einer dritten Mumpsimpfung war nicht signifikant (Albertson 2016), anders jedoch bei einem Mumpsausbruch 2015/16 in Iowa: hier schützte eine während der Epidemie durchgeführte dritte Impfung hochwirksam (Cardemil 2017). Wenn ein Schutzeffekt während eines akuten Ausbruchs auftritt, scheint der zumindest nicht nachhaltig zu sein (s. hier).

    • Zu dem bei schlecht wirksamen Impfungen wie Keuchhusten oder Mumps gerne bemühten Argument, bei Geimpften verliefen die Erkrankungen dann zumindest milder, ist die Studienlage bei Mumps widersprüchlich: bei einer großen Epidemie in Bosnien-Herzegowina (mehr als 7500 Erkrankte) gab es keinen Unterschied in der Komplikationshäufigkeit zwischen Geimpften und Ungeimpften (Hukic 2014), eine kleinere Untersuchung aus den Niederlanden findet eine knapp signifikante Differenz zumindest bei der Hodenentzündung (Gouma 2016).

    • Bei einem Mumpsausbruch 2015/2016 an einer US-amerikanischen Universität (301 Fälle) traten bei den 287 nachuntersuchten Patienten bei 20 Betroffenen Komplikationen (Hodenentzündungen, Hörverlust, Meningitis) auf - alle 20 waren mindestens zweimal gegen Mumps geimpft (Donahue 2017).

    • Eine Übersichtsarbeit, die US-amerikanische Mumpsfälle bei geimpften Kindern zwischen 2007 und 2019 untersuchte, fand 3 Fälle von Meningitis, 2 von Enzephalitis - ausnahmslos bei geimpften Kindern (3 davon sicher vollständig) (Shepersky 2021).
  • Erschwerend kommt auch bei Mumps hinzu - und hier wird dies mittlerweile auch von offizieller Seite wie dem RKI eingeräumt -, dass die Wirksamkeit der Impfung auch dadurch schlecht(er) ist, weil es bei Geimpften nicht mehr zu Auffrisch-Effekten durch Kontakt mit Mumpskranken in der Bevölkerung kommt (RKI 2013).

  • Es gibt hier also ein doppeltes Problem: zum einen ein relevantes so genanntes primäres Impfversagen (Impfung schützt von vorneherein nur einen Teil der Geimpften) und ein so genanntes sekundäres Impfversagen (eine zunächst wirksame Impfung lässt im Verlauf in ihrer Wirksamkeit nach). Beide Effekte addieren sich zu der genannten schlechten Schutzwirkung der Impfung.

  • Auch ein Verschieben der zweiten Mumpsimpfung vom Kleinkindes- ins Schulalter verbessert die Nachhaltigkeit der Mumpsimpfung (zumindest serologisch beurteilt) nicht: eine (relativ kleine) US-amerikanische Studie fand im Alter von 17 Jahren keinen Unterschied der Antikörper-Spiegel zwischen Kindern, die mit 4 - 6 Jahren oder solchen, die mit 9 - 11 Jahren die zweite Impfung erhalten hatten. Zudem zeigte sich, dass in beiden Gruppen 12 Jahre nach der MMR2 der Anteil der Kinder mit nachweisbaren Mumps-Antikörpern nicht höher war, als vor der zweiten Mumpsimpfung (LeBaron 2009).

  • Da die Impfung aber nicht vollständig wirkungslos ist (die Zahl der Mumpsfälle insgesamt hat durch die Einführung der Impfung abgenommen), kommt als zusätzlicher epidemiologischer Effekt hinzu, dass die Anzahl der Menschen, die in der Bevölkerung noch einen sicheren Mumpsschutz durch die im Kindesalter durchlebte Erkrankung haben, abnimmt - hierdurch wird die viel zitierte und als Argument für die Impfung immer wieder ins Feld geführte "Herdenimmunität" in Frage gestellt (Kutty 2010).

  • Dies wurde in einer tschechischen Studie aus dem Jahr 2017 noch einmal eindrucksvoll bewiesen: in einer Untersuchung tschechischer Erwachsener auf Mumps-AK als Hinweis auf bestehenden Schutz wiesen ältere Erwachsene über 40 Jahre eindeutig am häufigsten Mumps-AK im Serum auf - sie hatten Mumps noch regelmäßig im Kindesalter durchlebt. In der  Altersgruppe der 18 - 29-Jährigen hatten signifikant weniger Menschen nachweisbare Antikörper - in dieser Gruppe finden sich sowohl Geimpfte, als auch Ungeimpfte. Dabei konnten bei den Mumps-Geimpften dieser Gruppe in weniger als 20%, bei den Ungeimpften aber in fast 50% der Untersuchten Mumps-AK nachgewiesen werden (Smetana 2018). Auch wenn der Zusammenhang zwischen nachweisbaren Antikörpern und einem tatsächlichen Schutz bei Mumps weniger eindeutig ist, als bei anderen Erkrankungen/Impfungen (s.u.): dies stellt die Nachhaltigkeit der Mumpsimpfung massiv in Frage - und das in einem Land wie Tschechien, in dem seit jeher eine Impfpflicht herrscht... . Die Autoren der Studie stellen selber einen möglichen Zusammenhang zwischen diesem (zumindest serologischen) sekundären Impfversagen und der Zunahme von Mumpsfällen bei den (von Komplikationen besonders bedrohten) Jugendlichen und jungen Erwachsenen her: "... the decrease in seropositivity that occurs after vaccination over time. This immunity waning may account for the higher susceptibility of adolescents and young adults to mumps."

  • Die Wirksamkeit der Mumpsimpfung ist nicht zuletzt deshalb so schlecht zu beurteilen, da es hier - anders als z.B. bei den Masern - keine aussagekräftigen Laborwerte gibt, die eine Immunität beweisen: "Although antibody measurements are often used as a surrogate measure of immunity, no serologic tests are available for mumps that consistently and reliably predict immunity. … no definitive correlates of protection have been identified.“ (CDC 2013).

  • Auch das RKI formuliert hier mehr als vorsichtig: "Bei einem positiven Mumps-IgG ist die Wahrscheinlichkeit eines Schutzes höher als bei einem negativen Befund. [!] ... Zweifach MMR-geimpfte Personen gelten als bestmöglich (im Sinne von „besser ist nicht möglich“ [!!]) geschützt. (RKI 2014)

  • Das RKI fasst - inhaltlich de facto selbstkritisch (ohne dies zu bemerken) - zusammen: "Als Ursache für die Altersverschiebung und die Infektionen unter zweifach Geimpften werden vor allem ein über die Zeit abnehmender Impfschutz (Waning immunity), eine mangelnde Boosterung durch weniger zirkulierende Wildviren aufgrund von steigenden Impfquoten unter Kindern sowie mögliche Antigenunterschiede zwischen Impfstoffvirus und Ausbruchsstamm („Antigen-Mismatch“) diskutiert. (RKI 2013).

Die Mumpsimpfung hat die Bevölkerungsimmunität in jedem Fall verändert - mit teils gewollten und teils ungewollten Effekten:

Gewollte Effekte der Impfstrategie

  • Es gibt insgesamt wohl weniger Mumpsfälle als vorher (dies muss geschätzt werden, da Mumps noch nicht lange meldepflichtig sind).

Ungewollte Effekte der Impfstrategie

  • vor der Mumpsimpfung waren 90% der Bevölkerung davor geschützt, an Mumps im (kritischeren) Erwachsenenalter zu erkranken – weil sie sie im (unkritischeren) Kindesalter durchlebt hatten, in aller Regel komplikationslos. Diesen Schutz für neun von zehn Erwachsenen schafft nach allem was wir heute wissen keine Mumps-Impfstrategie, nicht einmal bei einer (fiktiven) einhundertprozentigen Durchimpfungsrate!

  • die Bevölkerungsimmunität insgesamt ist in Teilen schlechter als vorher (weniger belastbare Immunität) (s.o.)

  • die Epidemiologie hat sich verändert: Rechtsverschiebung des Erkrankungsalters (s. Mumps - Die Erkrankung), damit einhergehend höheres Komplikationsrisiko der Betroffenen (s.o.). Dies gilt audrücklich auch für Geimpfte: auch bei Geimpften, die aufgrund primären oder sekundären Impfversagens trotz Impfung an Mumps erkranken, ist das Komplikationsrisiko bei Erwachsenen höher, als bei Kindern (Fiebelkorn 2012).

  • Wenn das Ziel einer Impfstrategie ist, diejenigen zu schützen, die im Falle einer Erkrankung besonders gefährdet sind (und so wird von Seiten der STIKO z.B. bei Masern immer wieder argumentiert), dann ist die flächendeckende Mumpsimpfung im Kindesalter kontraproduktiv und die Strategie hier gescheitert: ohne Impfung sind 90% der durch Komplikationen besonders gefährdeten Erwachsenen lebenslang sicher geschützt (und dies bei einer vernachlässigbaren Komplikationsrate von Mumps im Kindesalter) - die Impfung ist weit davon entfernt, diesen Schutz zu erreichen.

  • Wenn die STIKO also in ihren Standard Operation Procedures (SOP) schreibt "Die STIKO führt bei der Erarbeitung von Impfempfehlungen in erster Linie eine Risiko-Nutzen-Bewertung durch. Dabei ist neben dem individuellen Nutzen für die geimpfte Person, auch der Nutzen einer Impfung für die ganze Bevölkerung zu sehen, der durch Herdeneffekte erreicht werden kann und sogar in bestimmten Fällen die Eliminierung einer Erkrankung möglich macht. Es kann aber auch unerwünschte negative Effekte eines Impfprogramms auf Populationsebene geben (z.B. Replacement-Phänomene, Altersverschiebung der Krankheitslast), die bei der Entwicklung einer Impfempfehlung Berücksichtigung finden müssen." (RKI 2016) müsste sie konsequenterweise die Empfehlung der Mumps-Impfung aufheben.

  • Mittlerweile wurde in mehreren Veröffentlichungen eine Hirnentzündung (Enzephalitis) mit einer vorübergehenden, im MRT nachweisbaren Hirnschädigung beschrieben, die durch den Nachweis des Impfvirus eindeutig der Mumpsimpfung zugeordnet werden konnte (Takanashi 2015, Hara 2011).

  • Die im Rahmen einer Mumpserkrankung mögliche Hodenentzündung - für viele Eltern der entscheidende Grund für die Mumpsimfpung -  wurde immer wieder als Impfkomplikation beschrieben (Kanda 2014, Clifford 2010, Suzuki 2002)

  • Das nach der MMR-Impfung beobachtete Risiko einer Hirnhautentzündung scheint in seiner Höhe im wesentlichen vom verwendeten Mumps-Impfstamm abzuhängen: es ist am höchsten beim "Urabe"-Stamm (14-fach erhöht), gefolgt vom Leningrad-Zagreb-Stamm (in Deutschland werden diese beiden Stämme nicht verwendet) (Demicheli 2012). Die Meningitis tritt typischerweise 3 - 5 Wochen nach der Impfung auf und wird daher oft nicht mehr mit dieser in Verbindung gebracht.

  • Diabetes mellitus (der ja auch als seltene Folge der Mumps-Erkrankung auftreten kann!) (Helmke 1986, Fescharek 1990,)

  • Taubheit und Verlust des Gleichgewichtssinnes (Rikitake 2018, Asatryan 2008, Kaga 1998), wie sie in sehr seltenen Fällen ja auch nach Mumps auftreten kann.

  • Anders als bei z.B. der Masernimpfung ist eine Weiterverbreitung des Impfvirus durch Geimpfte bei Mumps immer wieder dokumentiert - dies betrifft vor allem Impfstämme, die in Europa derzeit nicht verwendet werden, es wird aber - selbst in impfeuphorischen Publikationen - auch für den hierzulande verwendeten Jeryl-Lynn-Stamm angenommen - „However, given that the JL vaccine strain can cause parotitis in a small fraction of vaccinees, it is reasonable to speculate that the JL strain can be excreted in saliva.“ (Rubin 2017)

  • Da die Mumpsimpfung in Europa seit Jahren nur noch als MMR-Impfung verabreicht werden kann, gilt hier, was die Cochrane-Collaboration 2012 zu deren Sicherheit veröffentlichte: "The design and reporting of safety outcomes in MMR vaccine studies, both pre- and post-marketing, are largely inadequate. The evidence of adverse events following immunisation with the MMR vaccine cannot be separated from its role in preventing the target diseases." (Demicheli 2012)

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