nicht sein kann, was nicht sein darf. Dieses Zitat war wohl der Leit- (Morgen-)Stern über der neuesten HPV-Publikation des Robert Koch-Instituts (RKI): dem "Faktenblatt zu HPV-Impfung" (RKI 2019a und b), das mittlerweile in einer zweiten Auflage erschienen ist.
In der ersten Auflage vom 27.02.2019 (die Interessierte hier herunterladen können) hieß es zur Sicherheit des Impfstoffs dort noch vollmundig "keine anhaltenden oder die Gesundheit nachhaltig beeinträchtigenden Nebenwirkungen" (RKI 2019a). Und auch wenn die nur wenige Tage später korrigierte, aktuelle Version (die Interessierte hier einsehen können), unter dem Eindruck eines fachlichen shitstorms minimal vorsichtiger formuliert ("bis auf Einzelfälle keine anhaltenden oder die Gesundheit nachhaltig beeinträchtigenden Nebenwirkungen") (RKI 2019b) [Größenunterschied der Schrift und Fettdruck jeweils wie im Original], ignoriert eine staatliche Behörde hier in bislang unvorstellbarer Weise den Stand der internationalen, in der wirklichen Welt jenseits alternativer Fakten nämlich hochkontroversen Fachdiskussion zu diesem Thema.
Nicht nur, dass es gerade auch das Ignorieren der schon (aber nicht nur) in den Zulassungsstudien aufgetreten Nebenwirkungen waren, die namhafte Fachleute in hochkarätigen Publikationen wie dem British Medical Journal den hochgradig umstrittenen Review der ehemals renommierten Cochrane-Collaboration scharf kritisieren ließen (s. hier); nicht nur, dass auch deutsche Experten dieser Art von Impfpromotion für die HPV-Impfung unverantwortliche Vereinfachung der Sachlage vorwerfen (s. hier) - auch die für jeden Laien öffentlich zugängliche Fachinformation des Herstellers MSD (MSD 2019) listet teilweise gravierende und lebensbedrohliche Nebenwirkungen auf, und gibt - anders als das RKI - in dieser vom Paul Ehrlich-Institut kontrollierten Veröffentlichung zu Recht zu, dass die Häufigkeit dieser Nebenwirkungen nicht sicher einzuschätzen sei.
Es ist nicht das Thema dieser Betrachtung, dass das RKI in seinem Opus den postfaktischen Eindruck erweckt, ohne Impfung wäre die Persistenz von HPV-Infektionen und dann folgende Gewebeveränderung bis hin zum Krebs die Regel und nicht - wie die tatsächliche Sachlage ist - die seltene Ausnahme.
Es sei ebenfalls ignoriert, ob angesichts mittlerweile Tausender wissenschaftlich dokumentierter und in renommierten medizinischen Publikationen veröffentlichter schwerer UAWs nach der HPV-Impfung der Begriff der "Einzelfälle" noch nur unzulässig herunterspielend oder schon zynisch ist.
Es sei hier außen vor gelassen, inwieweit sich das RKI als Herausgeber mit einer Publikation (die sich an Ärzte und Fachleute richtet) dieser "Qualität" als Diskussionspartner im wissenschaftlichen Diskurs (dis-)qualifiziert.
Und es sei hier auch nicht vertieft, inwieweit diese unsachgemäßge Vereinfachung durch eine Behörde, die staatliche Empfehlungen ausspricht, bereits juristisch relevante Sachverhalte tangiert.
In jedem Fall wird aber, wie die WHO mit ihrem systematischen Ignorieren und Weg-Definieren von Impf-Nebenwirkungen (s. hier) das RKI in einer globalisierten (Informations-) Welt mit dieser Politik der gezielten Ignoranz und Verdummung Teil des von ihr selbst beklagten Problems: des Vertrauensverlustes in Impfungen, deren Empfehlungen und vor allem auch in die Institutionen, die diese Empfehlungen aussprechen.
Und für Ärzte - die eigentliche Zielgruppe dieses Faltblattes - könnte sich dieses mit seiner widersprüchlichen Botschaft als hochproblematisch erweisen:
auf der einen Seite, so steht es im Kleingedruckten, soll es "als Kurzinformation dienen und im Gespräch mit Patientinnen und Patienten sowie mit Eltern oder anderen Sorgeberechtigten unterstützen". Diese Art von Gesprächen nennt man jedoch gemeinhin "Impfaufklärung" und eine solche wäre auf der Grundlage dieser völlig unzureichenden Darstellung möglicher Nebenwirkungen juristisch unhaltbar und würde im Zweifelsfall zu großen juristischen Problemen des/der Impfenden führen. Daher folgt, ebenfalls im Kleingedruckten (!), der zutreffende Hinweis, dass für diese Aufklärung nur die "Fachinformationen des jeweiligen Impfstoffs" maßgeblich seien. Den Verfassern scheint mithin klar zu sein, wie defizitär - und damit letztendlich völlig überflüssig - ihr oeuvre ist... .
Literatur
MSD. Gardasil 9 - Fachinformation. Letzter Abruf 22.03.2019
RKI. 2019a. Kurz & Knapp - Faktenblätter zum Impfen - HPV-Impfung (Februar 2019) Letzter Abruf 22.03.2019
RKI. 2019b. Kurz & Knapp - Faktenblätter zum Impfen - HPV-Impfung (März 2019). Letzter Abruf 22.03.2019