Neben den massiven Einschränkungen zentraler Grundrechte ist vor allem auch der vorgegebene frühe Impfzeitpunkt der de facto Masern/Mumps/Röteln-Impfung einer der Hauptkritikpunkte am "Masernschutzgesetz" (MSG).

Dass die vorgeschriebene Masernimpfung vor dem ersten Geburtstag deren Wirksamkeit kurz und vor allem auch langfristig unreparierbar vermindert, ist schon länger bekannt (s. hier). Nun zeigt eine Studie von 2019 aus Italien, dass dies in gleichem Maße auch für die Röteln gilt:

Bei zweitausend untersuchten Medizinstudentinnen und -studenten, die im Kindesalter jeweils mindestens 2 MMR-Impfungen erhalten hatten, wiesen  9%  im jungen Erwachsenenalter keine schützenden Röteln-AK mehr auf und dieses Risiko war statistisch hochsignifikant höher, wenn die MMR-Impfung vor dem 2. Geburtstag erfolgt war (Bianchi 2019a). Mit anderen Worten: die MMR-Impfung nach dem 2. Geburtstag gewährt den Rötelnschutz wesentlich zuverlässiger in der Lebensphase, in der er (allein) notwendig ist.

(Die gleiche Forschungsgruppe bestätigte diese Aussage gleich noch einmal für die Masernimpfung: auch hier war das Risiko, zu den 15% (!) der Untersuchten ohne schützenden Antikörperspiegel zu gehören, signifikant höher bei einer MMR-Impfung vor dem Ende des zweiten Lebensjahres (Bianchi 2019b)).

Und auch für die Mumps-Impfung bestätigen aktuelle Epidemien das Risiko der viel zu frühen Impfung: bei über 2500 Mumpsfällen, die seit Sommer 2018 in Irland auftraten, waren zum einen (wie mittlerweile üblich) vor allem die durch Komplikationen besonders bedrohten Jugendlichen und jungen Erwachsenen (15 - 24 Jahre) betroffen - bei den meisten Erkrankten war die letzte Mumpsimpfung dann im Mittel etwa 15 Jahre her... . Und: regelmäßige Mumpsepidemien gibt es den Autoren der Studie zu Folge in Irland ohnehin erst, seitdem das Alter der zweiten Mumpsimpfung von 10 - 14 auf 4 - 5 Jahre gesenkt wurde... (Ferenczi 2020).

Literatur

Bianchi FP. 2019a. BMC Public Health. Nov 8;19(1):1490. doi: 10.1186/s12889-019-7829-3. Abruf 03.02.2020

Bianchi FP. 2019b. J Infect Dis. 2019 Oct 3. pii: jiz508. doi: 10.1093/infdis/jiz508. Abruf 03.02.2020

Ferenczi A. 2020. Euro Surveill. 2020;25(4):pii=2000047. https://doi.org/10.2807/1560-7917.ES.2020.25.4.2000047. Abruf 03.02.2020