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Masern-Elimination in Japan - Die Kehrseite: immer mehr Menschen immer schlechter geschützt, die Empfänglichkeit für Masern nimmt deutlich zu

Japan hat nach den WHO-Kriterien die Masern-Elimination seit vielen Jahren erreicht. Eine aktuelle Studie hat auf der Grundlage routinemäßig erhobener Serumproben für den Zeitraum zwischen 2003 (vor der Elimination) bis 2020 (deutlich nach der Elimination) erhoben, wieviele Menschen Masern-Antikörper im Blut aufweisen (Seroprävalenz) und wie hoch die gemessenen Antikörper-Spiegel im Mittel sind (als Korrelat für die Zuverlässigkeit des Schutzes). Auf dieser Grundlage wurde die R(e), also die effektive Reproduktionszahl der Masern, in Japan für diesen Zeitraum berechnet.

Wie erwartet nahm die Seroprävalenz im Untersuchungszeitraum als Folge der Eliminationsstrategie (flächendeckende Masernimpfung) zu: von im Mittel 88,3% auf 95,7%. 

Die Höhe der Antikörper-Titer nahm im gleichen Zeitraum jedoch signifikant ab, von median 1024 auf 256, d.h. immer mehr Menschen hatten einen Masernschutz, allerdings mit im Mittel immer niedrigeren (und damit mutmaßlich unzuverlässiger schützenden) Antikörper-Spiegeln.

Übersetzten die Autoren diese Titerwerte in die potentielle Empfänglichkeit für eine Maserninfektion zeigt sich: im Falle von Masernausbrüchen wären mehr Menschen empfänglich für eine Masernansteckung als vor der Eliminationsstrategie. Die R(e) stieg von 1,8 auf bis zu 4,8 an.

Die Autoren vermuten (in Übereinstimmung mit zahlreichen anderen Studien), dass durch die Elimination der Wildmasern (die erstens eine stabilere Immunität hinterlassen als die Masernimpfung und zweitens im Kontakt die Immunität Geimpfter boostern) die Anfälligkeit der Bevölkerung für Maserninfektionen letztendlich erhöht wurde.

Einschränkungen der Studie: es ist eine reine, nicht übermäßig große Laborstudie, die darüber hinaus auch nur die humorale Immunität misst, die T-Zell-Immunität bleibt außen vor. Das relativiert auch die Reproduktionszahl: sie ist eben nicht auf der Grundlage von real-world-data bestimmt, sondern ausgehend von Titerwerten modelliert.

Dennoch zeigt sie einmal mehr, wie wenig wir über die langfristigen Auswirkungen von Impfprogrammen und Eliminationsstrategien wirklich verstanden haben und wissen.

Kurata 2022. https://doi.org/10.1016/j.vaccine.2022.07.025

Mehr zu den grundsätzlichen Problemen der Masern-Eradikation finden Sie hier.

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