"Impfen schützt!" - so das plakative (und teilweise ja auch plakatierte) Mantra von STIKO, RKI, kinderärztlichen Berufsverbänden und natürlich auch der Impfstoffhersteller. Neuere Erkenntnisse lassen es zunehmend notwendig scheinen, genauer hinzuschauen, wovor denn die jeweils einzelnen Impfungen tatsächlich (oder vermeintlich) schützen... und wovor eben nicht.

In diesem Zusammenhang ist es wichtig, bei potentiell krankmachenden ("pathogenen") Mikroorganismen wie Viren oder Bakterien (denn gegen diese richten sich die Impfungen) verschiedene Formen ihrer Interaktion mit dem menschlichen (Wirts-) Organismus zu unterscheiden. Bei genauem Hinsehen zeigt sich, dass diese Kernbegriffe der Infektiologie und Impfologie erstaunlich unscharf definiert sind:


Der menschliche Körper ist (innen wie außen) besiedelt mit einer unüberschaubaren Vielzahl von Mikroorganismen, sowohl auf der Haut, als auch auf den Schleimhäuten des Magen-Darm- oder Genital-Traktes; dieses so genannte "Mikrobiom" ist von entscheidender Bedeutung für Krankheit und Gesundheit des Menschen. Unter den dort siedelnden Bakterien finden sich regelmäßig auch solche, die grundsätzlich schwere und schwerste Erkrankungen auslösen können wie z.B. Haemophilus influenzae oder Meningokokken. Warum diese Erreger bei manchen Menschen lebenslang z.B. die Rachenschleimhaut besiedeln können, andere Menschen jedoch bei Kontakt mit diesen Bakterien binnen Stunden lebensbedrohlich erkranken, gehört zu den vielen bis heute unverstandenen Paradoxa der Infektiologie. Die Abgrenzung zwischen dieser Kolonisation und


ist daher nicht trennscharf. Unter einer Infektion wird eben das Eindringen von Erregern (hier beschränkt auf zumindest potentiell pathogene Mikroorganismen) in den menschlichen Organismus sowie deren Vermehrung im Menschen (Pschyrembel 2018) verstanden. Die klarere Abgrenzung gegen die bloße Kolonisation wird dann - je nach Autor - versucht über das Auftreten einer mehr oder weniger manifesten Erkrankung, einer spezifischen Immunantwort oder einer Gewebereaktion/einer Gewebeschädigung des besiedelten Organs (Casadevall 2000). Auch diese Immunantwort oder die Gewebereaktion kann unbemerkt und ohne Krankheitssymptome ("inapparente Infektion") verlaufen. Treten jedoch mehr oder weniger krankheitstypische Symptome auf, spricht man von einer manifesten Infektion oder


Auch hier ist die Abgrenzung und die Definition jedoch schwierig und im Einzelfall - bei sehr genauem Hinsehen - strittig (s. u. und unter Masern). Im einfachsten Fall ist hier das typische, vollausgeprägte Krankheitsbild gemeint.


Bei all diesen genannten Formen des Zusammenlebens von Krankheitserreger und Wirt (Mensch) sind die Mikroorganismen auf den Schleimhäuten z.B. des Nasen-Rachen-Raumes präsent und es kann - bei entsprechendem Kontakt - zu einer Übertragung auf andere Menschen kommen


Kolonisation

Erkrankung

Übertragung


Kolonisation

Erkrankung

Übertragung


Kolonisation

Erkrankung

Übertragung


Kolonisation

Erkrankung

Übertragung


Kolonisation

Erkrankung/Übertragung


Kolonisation

Erkrankung

Übertragung


Kolonisation

Erkrankung

 Übertragung

 

... Fortsetzung folgt....


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