Im Sommer 2022 kam es in D zu einer starken Zunahme von Diphtherie-Fällen bei Asylsuchenden - insgesamt wurden von Mai 2022 bis Oktober 2022 44 Fälle beobachtet, mehr, als in den vorangegangenen 3 Jahren zusammen.

Es handelte sich fast ausschließlich um Haut-Diphtherie-Fälle bei Menschen, die ursprünglich v.a. aus Syrien oder Afghanistan stammen und um Fälle, die durch das "originale" Diphtherie-Bakterium ausgelöst wurden (Corynebakterium diphtheriae - in D werden seit Jahren fast alle Fälle durch C. ulcerans ausgelöst).

Als mögliche Ursache diskutieren die Autoren einer Studie, an der auch das RKI beteiligt war, die Zunahme der Diphtherie in den Herkunftsländern und denen auf der Fluchtroute, aber auch die vermehrte Aufmerksamkeit auf Hautläsionen bei Asylsuchenden im Rahmen der Affenpocken-Hysterie.

Zwei Dinge sind in diesem Zusammenhang wichtig:

Es kam zu keinem einzigen sekundären Fall in D - es wurde also keineswegs "die Diphtherie von Geflüchteten nach D eingeschleppt". Die Zahlen der Diphterie-Fälle, die in D erworben werden, sind seit vielen Jahren konstant auf sehr, sehr niedrigem Niveau. Die Zahl der in D Asyl Suchenden hat hier zu keinem Zeitpunkt Einfluss genommen.

Die Autoren sprechen erstmals von der in Deutschland typischen Diphtherie durch C. ulcerans (bei der wir nicht wissen, ob und wie gut die Impfung schützt) als einer "zoonotischen Erkrankung", also von einer, die vor allem durch Tiere auf den Menschen übertragen wird - das war bislang eher nur Eingeweihten vorbehaltenes Fußnotenwissen....

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Eurosurveillance | Outbreak of imported diphtheria with Corynebacterium diphtheriae among migrants arriving in Germany, 2022

From July 2022, cases of imported diphtheria with toxigenic Corynebacterium diphtheriae remarkably increased among migrants arriving in Germany. Up to 30 September 2022, 44 cases have been reported to the national public health institute, all laboratory-confirmed, male, and mainly coming from Syria (n = 21) and Afghanistan (n = 17). Phylogeny and available journey information indicate that most cases (n = 19) were infected along the Balkan route. Active case finding, increased laboratory preparedness and epicentre localisation in countries along this route are important.